Mit Eugénie Anselin, Eli Johannesdottir, Raoul Schlechter und Anouk Wagener
Regie: Sandra Reitmayer
Bühne und Kostüme: Silvie Naunheim
Was tun, wenn die beste Freundin auf die schiefe Bahn gerät? Das Gespräch mit ihr suchen, da sind sich die Experten einig. Und am besten man tut dies nicht allein, sondern bildet einen ganzen Hilfstrupp. Man benachrichtige also alle dem Problemfall nahestehenden Personen, weihe sie in sein Vorhaben ein und locke die Gefährdete unter einem fadenscheinigen Vorwand in seine Wohnung, wo sie dann statt eines weinseligen DVD-Abends eine sogenannte Intervention erwartet. Ein Freundinnen-Ethikkomitee, das ein besorgtes Gespräch darüber führen möchte, dass es ja so nicht weitergehen könne, so ganz ohne professionelle Hilfe. Egal, ob es sich um ein angebliches Suchtproblem handelt oder sonstiges risikoreiches Verhalten, das kollektive Über-Ich steht bereit.
Und wo liegen überhaupt die Grenzen zwischen hedonistischem Lebensstil und selbstzerstörerischem Verhalten? Wer ist befugt, diese zu ziehen? Was macht es aus, das gelungene, selbstbestimmte Leben? Ob die gerade Bahn der schiefen stets vorzuziehen ist und welche von beiden wirklich die Autobahn zur Hölle ist, hängt schwer davon ab, wo man die Hölle lokalisiert.
So eine Überraschungsparty ohne Party, an der einem statt Korken gut gemeinte Ratschläge um die Ohren knallen, kann schnell entgleisen. Denn bei jedem Hilfsangebot entsteht immer ein Machtgefälle: zwischen dem Samariter, der sein Leben souverän im Griff zu haben glaubt, und dem Gestrauchelten, dem er huldvoll die Hand reicht.
Da ist mit massivem Widerstand und hartnäckiger Problem-Verleugnung zu rechnen. Denn das Opfer weiß sich zu wehren. Ihr genügt ein Besinnen auf die Sucht- und Lebensgewohnheiten der besorgten Damenschar, um den Spieß kurzerhand umzudrehen. Denn wer versorgt sein Kind mit Ritalin, damit es still ist? Wer pumpt sich mit Psychopharmaka voll? Und wer braucht zum Besprechen jeglichen Problems das Plopp-Geräusch der Rotweinflasche? Bei so vielen unterschiedlichen Drogen nimmt es nicht Wunder, dass in Rebekka Kricheldorfs „Intervention“ die Droge selbst zur Person gerät. Sie ist der Zeremonienmeister dieses bitterkomischen Schauspiels und sie wird darin auch das letzte Wort oder sagen wir: den letzten Seufzer behalten.
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Dauer: 70 Min.
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Eine Koproduktion des Kasemattentheaters und des CCRD opderschmelz.